[Martin Benner 02] • Bruderlüge by Ohlsson Kristina

[Martin Benner 02] • Bruderlüge by Ohlsson Kristina

Autor:Ohlsson, Kristina [Ohlsson, Kristina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman-Thriller
ISBN: 3809026670
Herausgeber: Limes Verlag
veröffentlicht: 2017-06-13T00:00:00+00:00


27

Kein Wölkchen stand am Himmel, als wir zum Polizeirevier nach Kungsholmen fuhren. Lucy saß am Steuer, und ich checkte auf dem Beifahrersitz den Film der Überwachungskamera. Wolfgang hatte uns sage und schreibe drei CDs gebrannt, damit sie definitiv nicht verschwinden würden, wie er sich ausdrückte. Außerdem hatte er versprochen, der Polizei gegenüber die Kopien zu verschweigen, solange er nicht direkt danach gefragt würde.

Die Bilder waren nicht scharf, und das machte mir zunächst Sorgen. Zu Hause bei Wolfgang hatte ich keine Zeit mehr gehabt, sie mir anzusehen, sondern hatte ihm nur grob die Uhrzeiten genannt, die ich brauchte. Seit ich das Auto in der Garage abgestellt hatte, waren knapp drei Stunden vergangen. Ungeduldig spulte ich den Film mit den ruckelig laufenden Bildern zurück. Ein Nachbar fuhr aus der Garage, ein anderer kam rein. Dann war es eine Weile ruhig. Bis die Garagentür erneut aufging und ein Auto hereinfuhr, das ich nicht kannte.

»Da, verdammt«, flüsterte ich und beugte mich über den Laptop.

Ein Toyota eines mir unbekannten Modells blieb zwischen den beiden Parkplatzreihen stehen. Zwei Personen sprangen raus und liefen um den Wagen herum. Alles geschah so schnell, dass ich mir sicher war, etwas zu verpassen, wenn ich nur blinzelte. In nicht mal einer Minute hatten sie den Kofferraum aufgeklappt, gemeinsam einen schlaffen Körper herausgehoben und in meinen Porsche bugsiert. Ich war fassungslos, als sie den Kofferraum meines Wagens öffneten. Der ging einfach auf.

»Wie ist das möglich?«, sagte ich laut zu mir selbst.

Ehe sie ihn wieder zuklappten, sah ich noch, dass die längere der beiden Gestalten ungefähr auf Höhe des Schlosses an meinem Kofferraum herumhantierte. Dann klappten sie den Deckel wieder zu, setzten sich in den Toyota und fuhren davon.

Ich schüttelte verwundert den Kopf und spulte den Film noch mal zurück.

»Erkennst du jemanden?«, fragte Lucy ungeduldig.

Tat ich nicht. Allerdings war ich mir fast sicher, dass die eine Person ein Mann war und die andere eine Frau. Die Frau hatte kurz geschnittenes Haar, der Mann etwas längeres. Als Lucy an einer roten Ampel stehen bleiben musste, warf auch sie einen Blick auf den Bildschirm.

»Perücken«, stellte sie fest.

»Was?«

»Sie haben Perücken auf. Siehst du das nicht? Seine sitzt schief.«

Das stimmte tatsächlich, war mir aber gar nicht aufgefallen. Allerdings hatte ich mit einiger Erleichterung bemerkt, dass trotz der relativ schlechten Bildqualität zu erkennen war, dass der Mann nicht annähernd so dunkelhäutig war wie ich. Trotz der lächerlichen Perücke und einer großen Brille sah man, dass er eine ebenso helle Haut hatte wie Lucy.

»Er sieht nicht aus wie ich«, sagte ich.

»Nein, wirklich nicht.«

Ich spähte verstohlen zu Lucy hinüber und dann zu der Frau auf dem Film. Zwischen ihnen beiden gab es mehr Ähnlichkeiten. Wieder krampfte sich mein Bauch zusammen. Ich redete mir ein, dass ich nicht deshalb hinschaute, weil ich glaubte, dass Lucy in die Sache verwickelt wäre. Ich schaute nur hin, um mich zu vergewissern, dass auch kein anderer auf eine solche Idee kommen würde.

»Sieht sie so aus wie ich?«, fragte Lucy. Die Ampel war auf Grün umgesprungen. Lucy ließ die Kupplung zu schnell kommen und würgte den Wagen ab.



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